Denkmal
Gestaltung

Ort der Erinnerung, Erinnerung für das Leben

Denkmal Synagogenvorplatz - Namensnennung der ermordeten Juden des Saarlandes in Saarbrücken

Um aus dem bestehenden Platz einen Ort des Gedenkens und der Erinnerung zu schaffen, soll ein neues Element in Form einer Namenswand gegenüber der Synagoge installiert werden.
 Statt der zentralen, in der Mitte des Platzes ausgewiesenen Aktionsfläche, wurde entschieden, die Variante der Überbauung der Randbereiche zum Parkplatz zu verfolgen. Somit kann der bereits hergestellte Platz inklusive Belichtung und den definierten Erschließungsbereichen unverändert bleiben.

Es entsteht ein Visavis zwischen der Fassade der Synagoge und der Namenswand. Mit dieser Begrenzung in Richtung Parkplatz wird der Platz räumlich gefasst und dadurch mehr zu einem angemesseneren Ort, der neben funktionalen Elementen gleichsam Ruhe für die Andacht bedarf.
 Die Wand mit der Abmessung von 5,00m Höhe und einer Länge von 20,00m wird in den unteren zwei Dritteln von der Namensnennung der deportierten und ermordeten Juden des Saarlands besetzt.
Am oberen Ende der Namenswand soll ein Text in Form eines Frieses eingearbeitet werden. Dieses gestalterische Element generiert sich aus dem Satz „Ort der Erinnerung, Erinnerung für das Leben“ in Hebräisch. Der Fries soll auf Vorder- und Rückseite der Namenswand lesbar von rechts nach links zu als Relief zu sehen.
Die Wand besteht aus einzelnen Elementen, die an einander gereiht stehen und mit leichten Fugen eine plane Fläche ergeben. Das Material der Wand ist ein Weißbeton mit feiner Oberflächenstruktur.
Die Namensnennung erfolgt über einzeln gravierte Bronzeelemente als „Namensträger“, die die BetrachterIn jedoch im ersten Moment nur als eine überwältigende Menge von Bronzeteilen wahrnimmt, die auf der Wand montiert sind.
Erst im zweiten Schritt eröffnet sich der BetrachterIn das Detail: dies sind zum einen der Schriftzug, der dem über der Tür der Synagoge ähnelt und zum andere die Bronzeelemente, mit den bei näherer Betrachtung erscheinenden seitlichen Gravuren.
Spätestens dann wird der Gesamtkontext klar: das einzelne Bronzeelement wird zum Erinnerungsgegenstand an einen Menschen – die Wand mit dem Platz zum Gedenkelement und
Gedenkort. An dieser Stelle personalisiert sich die unfassbare Anzahl an Bronzeteilen zu einzelnen Schicksalen, nachvollziehbar an den Daten der Namensträger.
 Durch diese Art der Namensnennung und des Gedenkens entsteht ein Spiel mit der Betrachtung von nah und fern: es wird sowohl das persönliche Opferschicksal, wie auch die überwältigende Opferzahl im Gesamten thematisiert.
Die Freistellen im Raster der Namensträger stehen formal wie inhaltlich für die Fortführung, das Anfügen und damit den offenen, nicht absehbaren Prozess der Recherche und Aufarbeitung des Verbrechens. Sie sind Freistellen für nachträgliche Ergänzung aber auch Fehlstellen für die unbekannten Opfer.